Über den Rohproteinanteil im Hundefutter

Rohprotein-Angaben auf dem Futtersack – was bedeuten die?
Über Analysewerte und Rohasche haben wir schon geschrieben. Heute widmen wir ein paar Gedanken dem Thema Rohprotein, weil viele Hundebesitzer uns immer wieder danach fragen.
1. Was meint „Rohprotein“ bei der Deklaration?
Der auf dem Futtersack angegebene Rohproteinwert gibt an, wie viel Protein insgesamt in dem Futter enthalten ist. Hierbei ist die Summe aller verwendeten pflanzlichen und tierischen Eiweiße gemeint.
2. Sagt der Rohprotein -Anteil etwas über die Qualität eines Futters?
Nein. Der Rohproteingehalt ist eine reine Mengenangabe. Er sagt nichts über die Qualität des Futters. Er ist Teil der Weender-Analyse, die lediglich eine Mengenbetrachtung der Nährstoffgruppen als Prozentangabe in einem Futter vornimmt. Woher die Proteine stammen, in welcher Qualität sie verwendet werden und wie diese für das Tier verwertbar sind, wird dabei nicht berücksichtigt. Wichtig ist auch, dass Nassfutter und Trockenfutter anhand der Prozentangabe nicht direkt miteinander verglichen werden können!
3. Warum ist der Rohprotein -Anteil bei einem Futter hoch und bei einem anderen niedrig?
Ob der Rohproteinanteil hoch oder niedrig ist, hängt davon ab, wie das Futter von dem jeweiligen Hersteller zusammengesetzt worden ist. Zudem ist es wichtig, welche Inhaltsstoffe in dem Futter enthalten sind. Unterschiedliche Proteinquellen ergeben unterschiedliche Werte. Die meisten heutigen Standard-Trockenfutter haben einen Rohprotein-Anteil von 22-25%. Dies spiegelt Erkenntnisse der Tiernahrungsindustrie wieder, sagt aber wenig darüber aus, ob ein Futter ausgewogen ist bzw. ob ein höherer Proteingehalt schädlich sein könnte. Wichtig ist auch der Unterschied zwischen Rohprotein und verdauliches Protein (siehe auch unser Blogbeitrag „Verdaulichkeit“). Ob der Hund von enthaltenen Eiweißen profitieren kann, hängt nämlich davon ab, in wie weit die Eiweiße vom Organismus überhaupt aufgenommen werden können.
4. Sollte man ein Futter auch anhand des Rohprotein -Anteils aussuchen?
Als Indikator ist es für einen Tierhalter interessant, den Rohprotein -Anteil zu kennen. Trotzdem sagt er nichts über die Verdaulichkeit und die Qualität der verwendeten Proteine aus. Der Tierhalter kann also alleine daraus nicht erkennen, ob sein Tier einen echten Nutzen aus dem Futter ziehen kann. Insofern greift eine Beurteilung nur anhand dieses Prozentwertes viel zu kurz. Die Antwort lautet also: nein.
5. Wie hoch darf der Rohprotein –Anteil in Futter höchstens sein?
Diese Frage wird oft gestellt. Häufig geben hier verschiedene Menschen sehr konkrete Antworten wie z.B. : nicht mehr als 22%. Das ist leider sehr irreführend und so nicht richtig. Die Bewertung des Rohprotein-Anteils ist sehr komplex und viele verschiedene Faktoren beeinflussen diese Frage. Wichtige Einflussfaktoren sind u.a. die Qualität des verwendeten Proteins, die Verdaulichkeit des Proteins, das Verhältnis des Proteinanteils zur Energiedichte im Futter etc. Mit anderen Worten: verlässliche Pauschalaussagen dazu gibt es nicht!
Zusammenfassung:
- Die Prozentangaben zum Rohprotein sind eine Mengenangabe
- Sie sagen nichts über die Qualität des Futters aus
- Über einen maximalen Anteil an Rohprotein im Futter kann man nicht mal eben so eine pauschale Aussage treffen
- Wichtig zur Beurteilung des Futters ist die Qualität der verwendetet Proteine